Was hilft gegen Haarausfall? (2025)

Von, Medizinredakteurin und Biologin

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Gegen Haarausfall helfen spezielle Pflegeprodukte, medizinische Behandlungen (z. B. Minoxidil oder Finasterid), Lasertherapie, eine gesunde Ernährung (vitamin- und mineralstoffreich), ausreichender Schlaf und weniger Stress. Eine Haartransplantation behebt zwar das Problem, aber nicht die Ursache. Lesen Sie hier mehr zur Behandlung von Haarausfall!

Behandlung von Haarausfall: Übersicht

Wie Haarausfall behandelt wird, hängt von Art und Ursache des übermäßigen Haarverlusts ab. So behandeln Ärzte etwa eine hormonell-erblich bedingte Alopezie anders als einen kreisrunden Haarausfall oder einen Haarausfall aufgrund von Mangelernährung. Die Behandlung von Frauen mit Haarausfall unterscheidet sich im Allgemeinen nicht von der Behandlung bei Männern.

Insgesamt gilt: Der Erfolg einer medikamentösen oder sonstigen Haarausfall-Behandlung lässt sich schwer abschätzen – bei den einen wirkt die Behandlung, bei den anderen nicht.

In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die wirksamsten Medikamenten-Wirkstoffe und sonstigen Therapien, die Ärzte bei den verschiedenen Formen von Haarausfall anwenden:

Art von Haarausfall

Mittel/Methode

Anmerkungen

Erblich bedingter Haarausfall

Finasterid

innerliche Anwendung; nur für Männer

Minoxidil

äußerliche Anwendung; für Frauen und Männer

Antiandrogene

innerliche Anwendung; nur für Frauen

Kreisrunder Haarausfall

Dithranol (Cignolin, Anthralin)

äußerliche Anwendung

Glukokortikoide

äußerliche oder innerliche Anwendung

Topische Immuntherapie

äußerliche Anwendung; nur bei größeren kahlen Stellen

PUVA

äußerliche Anwendung von Psoralen plus Bestrahlung mit UV-A-Licht

Diffuser Haarausfall

B-Vitamine/Aminosäuren

innerliche Anwendung, für Frauen und Männer

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Behandlung von Haarausfall: Medikamente

Zur Behandlung von Haarausfall stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung.

Finasterid

Finasterid haben Ärzte ursprünglich nur bei gutartiger Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) verschrieben. Als Mediziner entdeckten, dass sich bei einigen Patienten unter Finasterid der Haarwuchs verbesserte, entwickelten Unternehmen eigene Präparate, um den erblich bedingten Haarausfall zu stoppen.

Finasterid ist ein sogenannter 5α-Reduktase-Hemmer, das heißt: Er blockiert das Enzym 5α-Reduktase, das normalerweise das männliche Sexualhormon Testosteron in seine aktive Form Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall reagieren die Haarwurzeln überempfindlich auf DHT. Deshalb ist Finasterid in der Lage, bei den Betroffenen das Fortschreiten des Haarverlusts zu stoppen.

Manchmal verdichten sich die Kopfhaare auch wieder. Die Wirkung zeigt sich allerdings meist erst nach drei bis sechs Monaten. Wird das Medikament abgesetzt, fallen die Haare erneut aus.

Der Wirkstoff ist rezeptpflichtig und wird in Form von Tabletten (1 Milligramm) eingenommen. Höher dosierte Tabletten (5 Milligramm) sind nur zur Behandlung von gutartiger Prostatavergrößerung zugelassen.

Nebenwirkungen: Finasterid beeinträchtigt gegebenenfalls die sexuelle Lust (Libido) und das sexuelle Reaktionsvermögen. Manche Männer berichten auch von einer Berührungsempfindlichkeit und/oder einem Spannungsschmerz der Brust.

Für Frauen ist dieses Mittel gegen Haarausfall nicht geeignet, da bei Schwangeren und Frauen im gebärfähigen Alter eine Schädigung des Fötus nicht auszuschließen ist.

Minoxidil

Minoxidil war wie Finasterid ursprünglich zur Behandlung einer ganz anderen Erkrankung gedacht – nämlich Bluthochdruck. Auch hierbei wurde als Nebenwirkung ein verstärkter Haarwuchs beobachtet. Daraufhin entwickelten Forscher eine minoxidil-haltige Haartinktur, die zur äußerlichen Anwendung bei erblich bedingtem Haarausfall zugelassen ist. Die klare, fettfreie und unparfümierte Lösung wird direkt auf die Kopfhaut aufgetragen. Mioxidil ist in der Apotheke auch als Schaum zum Auftragen erhältlich.

Für eine erfolgreiche Therapie ist es wichtig, rechtzeitig mit der Behandlung zu beginnen und die Lösung mindestens drei Monate lang aufzutragen. Zu beachten ist: Minoxidol wirkt nur so lange, wie es der Betroffene anwendet.

Bei weiblichen Patienten gilt Minoxidil als derzeit wirksamste Therapie.

Gelegentlich versucht man auch, mit Minoxidil kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) zu lindern, wobei sich aber kein nennenswerter Erfolg einstellt.

Der genaue Wirkmechanismus von Minoxidil ist unbekannt, beruht aber womöglich auf einer gesteigerten Durchblutung der Kopfhaut. Die wirkstoffhaltige Haartinktur ist rezeptfrei erhältlich – für Männer gibt es eine fünfprozentige, für Frauen eine zweiprozentige Lösung. In Tablettenform setzen Mediziner den Wirkstoff nur als Blutdrucksenker ein.

Nebenwirkungen: Gegebenenfalls treten bei Patienten, die das Mittel gegen Haarausfall verwenden, lokal Rötungen und Entzündungen der Haut auf oder die Kopfhaut juckt. Manchmal verstärkt sich der Haarwuchs im Gesicht. Selten kommt es zu Veränderungen des Blutdrucks.

Dennoch ist es ratsam, dass Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Nebenwirkungen wie beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) und Gewichtszunahme achten: Falls die Kopfhautbarriere nicht intakt ist (zum Beispiel bei kleinen Rissen), gerät der Wirkstoff möglicherweise in den Blutkreislauf und ruft eventuell solche unerwünschten Effekte hervor.

Anfangs kommt es möglicherweise zu einem verstärkten Haarausfall. Das ist damit zu erklären, dass durch den Wirkstoff bestimmte locker sitzende Haare (Telogen-Haare) von anderen Haaren aus den Follikeln herausgeschoben werden.

In der Schwangerschaft und Stillzeit darf Minoxidil nicht angewendet werden.

Nach Absetzen von Minoxidil schreitet der androgenetische Haarausfall meist wieder fort.

Antiandrogene

Antiandrogene (wie Cyproteronacetat oder Dienogest) sind Substanzen, welche die Wirkung von Testosteron beziehungsweise dem stärker wirkenden Dihydrotestosteron (DHT) unterbinden, indem sie deren Andockstellen (Rezeptoren) besetzen.

Manche Antiandrogene wie Chlormadinonacetat hemmen ebenfalls das Enzym 5α-Reduktase (wie Finasterid), sodass weniger DHT in den Zellen entsteht. Aufgrund dieser Wirkmechanismen sollen Antiandrogene gegen erblich bedingten Haarausfall bei Frauen helfen.

Betroffene vertragen in der Regel ein Milligramm Finasterid pro Tag in Tablettenform gut. Eine sichtbare Besserung tritt meist nach drei bis sechs Monaten ein. Wer Finasterid-Tabletten gegen Haarausfall absetzt, hat wieder mit dem ursprünglichen Haarverlust zu kämpfen. Die Einnahme muss dementsprechend so lange erfolgen, wie die Männer ihre Haare behalten möchten. Tabletten mit Finasterid sind verschreibungspflichtig.

Nach den Wechseljahren verschreiben Mediziner Antiandrogene möglicherweise allein. Bei Frauen vor den Wechseljahren ist es wichtig, dass sie diese in Kombination mit Östrogenen als Verhütungsmittel einnehmen. Der Grund hierfür: Während der Behandlung ist eine Schwangerschaft unbedingt zu vermeiden. Antiandrogene würden bei einem männlichen Fötus nämlich die Genitalentwicklung stören und zur "Verweiblichung" führen.

Das Östrogen im Verhütungsmittel verstärkt gegebenenfalls zudem die Wirkung gegen den Haarausfall: Es erhöht die Menge an sogenanntem sexualhormon-bindendem Globulin (SHBG). In der Folge wird mehr Testosteron im Blut gebunden. Es gelangt aber nur freies Testosteron in die Haarfollikelzellen.

Nebenwirkungen: Antiandrogene sind unter anderem in der Lage, die sexuelle Lust zu verringern.

Raucherinnen raten Mediziner von der Einnahme von Sexualhormonpräparaten gegen Haarausfall ab, weil sie ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen, Embolien) haben. Durch die Hormone steigt dieses zusätzlich an.

Männer mit erblich bedingter Alopezie dürfen Antiandrogene nicht einnehmen, weil sie "verweiblichen" würden (zum Beispiel durch Wachstum der männlichen Brust = Gynäkomastie).

Dithranol (Cignolin, Anthralin)

Der Wirkstoff Dithranol findet vor allem in der Behandlung von Schuppenflechte (Psoriasis) Anwendung. Den hautreizenden Stoff verordnen Ärzte aber manchmal auch bei kahlen Stellen aufgrund von kreisrundem Haarausfall: Die Hautirritation regt neues Haarwachstum an.

Nebenwirkungen: Mögliche Nebenwirkungen sind Rötungen der Haut, Braunverfärbungen der Haut, Haarverfärbungen (bei blondem und grauem Haar) sowie allergische Reaktionen der Haut auf den Kontakt mit Dithranol (Kontaktdermatitis).

Glukokortikoide ("Kortison")

Meist behandeln Ärzte kreisrunden Haarausfall äußerlich mit Kortison-Cremes oder -Lösungen. Sie lindern die entzündliche Immunreaktion an den betroffenen Stellen. Bei manchen Patienten stoppt dies tatsächlich den Haarausfall und neue Haare sprießen nach, bei anderen dagegen nicht.

Wenn die Behandlung erfolgreich ist, dann im Allgemeinen nur solange sie andauert: Beendet man die Kortisontherapie, fallen die Haare oft wieder aus.

In bestimmten Fällen verabreicht der Arzt Kortison-Spritzen in die kahlen Stellen. Starker Haarausfall lässt sich zudem mit Kortison-Tabletten behandeln. Die Gefahr von Nebenwirkungen ist dabei aber besonders groß.

Nebenwirkungen: Die äußerliche Anwendung von Kortison ruft möglicherweise allergische Reaktionen oder andere Nebenwirkungen hervor. Besonders bei innerlicher Anwendung besteht auf Dauer die Gefahr von systemischen, sprich den ganzen Körper betreffende Nebenwirkungen.

Dazu zählen zum Beispiel eine Schwächung des Immunsystems (mit Wundheilungsstörungen, erhöhter Infektanfälligkeit et cetera), Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Menstruationsstörungen und das Cushing-Syndrom.

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Behandlung von Haarausfall: Topische Immuntherapie

Wenn kreisrunder Haarausfall bereits zu größeren kahlen Stellen geführt hat, hilft unter Umständen eine topische Immuntherapie. Dabei löst man durch Aufbringen des Wirkstoffes Diphencypron (Diphenylcyclopropenon, DCP) gezielt eine allergische Kontaktdermatitis und erhält diese durch wiederholte Behandlung aufrecht.

Ziel ist es, so die Immunzellen von einem Angriff auf die Haarwurzeln "abzulenken". Experten vermuten nämlich eine Autoimmunreaktion bei kreisrundem Haarausfall – also einen Angriff von Immunzellen auf die Haarwurzeln aufgrund einer Fehlsteuerung des Immunsystems.

Nebenwirkungen: Die aufwändige Therapie löst unter anderem eventuell die Bildung von überschießenden Ekzemen auf den behandelten Hautstellen aus. Es ist deshalb ratsam, sie nur von speziell geschulten Ärzten durchführen zu lassen.

Falls die Behandlung anschlägt und die Haare nachwachsen, kommt es später gegebenenfalls dennoch zu einem Rückfall.

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Behandlung von Haarausfall: PUVA

Die Behandlung von kreisrundem Haarausfall mittels PUVA umfasst die Anwendung eines phototoxischen Stoffes (Psoralen), gefolgt von einer Bestrahlung der kahlen Stellen mit UV-A-Licht. Ziel ist es, den Angriff der Immunzellen auf die Haarwurzeln zu stoppen.

Im Allgemeinen appliziert man das Psoralen äußerlich (etwa als Creme). Die Behandlungsmethode gilt als ähnlich erfolgreich wie die topische Immuntherapie. Allerdings ist das Rückfallrisiko höher.

Nebenwirkungen: Im Allgemeinen wird das Psoralen äußerlich als Creme angewendet (topische PUVA). Besonders bei zu hoher Konzentration zeigen sich auf der behandelten Hautpartie nach der UV-A-Bestrahlung möglicherweise unerwünschte Reaktionen wie etwa eine Art Sonnenbrand.

Es bestünde die Möglichkeit, Psoralen innerlich (als Tablette) anzuwenden, bevor man die Haut bestrahlt. Diese systemische PUVA ist aber nicht erfolgversprechender als eine topische. Zudem birgt sie ein höheres Risiko für Nebenwirkungen wie etwa ein höheres Hautkrebs-Risiko.

Was hilft gegen Haarausfall? (1)
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Behandlung von Haarausfall: Eigenblut und Laserlicht

Injektionen aus Eigenblut gehören zu den neueren Therapieoptionen, um erblich bedingten Haarausfall beim Mann zu stoppen. Der Wirkstoff heißt PRP und ist eine Abkürzung für „platelet rich plasma“, auf Deutsch: plättchenreiches Plasma. Die Nährstoff-Lösungen werden bei dieser Behandlung in die Kopfhaut gespritzt. Dadurch soll das Haarwachstum wieder angeregt werden.

Neu in die Liste der Behandlungsverfahren wurde 2018 außerdem eine eLaser-Therapie aufgenommen. Ein niedrigdosiertes Laserlicht (Low-Level-Laser-Therapie) verspricht große Erfolge bei der androgenetischen Alopezie.

Sowohl für die Therapien mit Eigenblut als auch mit Laserlicht gibt es allerdings noch keine ausreichenden Daten aus kontrollierten klinischen Studien, um eine klare Empfehlung zu geben.

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Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Haarausfall

Bei kreisrundem Haarausfall kommt aufgrund seiner Wirkung auf das Immunsystem zudem häufig Zink zum Einsatz.

Neben erblich bedingtem und kreisrundem Haarausfall gibt es weitere Formen von Haarverlust. Wenn jemand mehr oder weniger gleichmäßig über den ganzen Kopf Haare verliert, sprechen Mediziner von diffusem Haarausfall.

Wird er durch bestimmte Medikamente verursacht, legt sich der Haarausfall meist wieder, wenn man die Therapie beendet. Je nach Medikament ist es möglich, die Dosis zu verringern oder auf ein alternatives Präparat umzusteigen, das den Haaren weniger schadet.

Manchmal verursachen Infektionen oder andere Erkrankungen (wie Schilddrüsenerkrankungen) diffusen Haarausfall. Diese sind entsprechend zu behandeln. Steckt Eiweiß- oder Eisenmangel hinter dem übermäßigen Haarverlust, gilt es, das Defizit über die Ernährung oder Ersatzpräparate auszugleichen.

Zur unterstützenden Behandlung von diffusem Haarausfall sind zudem Präparate aus der Apotheke hilfreich. Wirkstoffe wie verschiedene B-Vitamine und Aminosäuren (L-Cystein) stärken die Haarwurzeln und regen die Bildung neuer Haarzellen an.

Die Vitamine, die gegen Haarausfall helfen, sind die Vitamine A, C, D, E und B (insbesondere B7 und B12). Sie unterstützen das Haarwachstum. Eine ausgewogene Ernährung und gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel liefern diese Vitamine.

Auch bei einem vernarbenden Haarausfall (narbige Alopezie) ist die Behandlung der Grunderkrankung (Lupus erythematodes, Knötchenflechte et cetera) die beste Strategie gegen den Verlust der Haare.

Ein mechanisch bedingter Haarausfall lässt sich stoppen, indem man einen übermäßigen Zug auf die Haarwurzeln vermeidet. Das heißt zum Beispiel, auf einen straff gebundenen Pferdeschwanz zu verzichten und die Haare gegebenenfalls öfter offen zu tragen.

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Behandlung von Haarausfall: Haartransplantation

Geheimratsecken und Hinterkopfglatze, die sich bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall bilden, lassen sich mit einer Eigenhaartransplantation kaschieren. Dabei schneiden Mediziner am noch stärker behaarten Hinterkopf kleine Gewebsstücke mit Haarfollikeln heraus, die meist nicht empfindlich auf Testosteron reagieren und verpflanzen diese an die kahlen Stellen. Es empfiehlt sich, den Eingriff durch einen erfahrenen Dermatologen durchführen zu lassen.

Für Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall ist eine Eigenhaartransplantation oft wenig geeignet, weil sich bei ihnen meist keine umschriebenen kahlen Stellen (wie Hinterkopfglatze) bilden, sondern die Haare insgesamt dünn werden beziehungsweise ausdünnen (besonders am Oberkopf). Zu einer völligen Kahlheit kommt es dabei meist nicht.

Auch bei kreisrundem Haarausfall ist eine Haartransplantation nicht angebracht, weil nach einigen Monaten die Haare oft von allein wieder nachwachsen (Spontanheilung).

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Behandlung von Haarausfall: Was Sie selbst tun können

Der Handel bietet zahlreiche frei verkäufliche Produkte gegen Haarausfall an. So gibt es zum Beispiel Koffein-Shampoo gegen Haarausfall, Klettenwurzel- und Sägepalmenextrakt, Produkte mit Vitamin H, Hirseextrakt oder Taurin.

Sie versprechen etwa, das Haarwachstum anzuregen und die Haare zu erhalten, indem sie die Kopfhaut und die Durchblutung stimulieren. Es gibt jedoch kein spezielles Shampoo, das Haarausfall stoppen kann. Haarausfall wird oft durch Faktoren wie genetische Veranlagung, Hormonungleichgewicht oder bestimmte Erkrankungen verursacht. Einige Shampoos helfen aber, die Gesundheit der Kopfhaut zu verbessern und das Haarwachstum zu fördern. Diese Shampoos enthalten Inhaltsstoffe wie Minoxidil, Ketoconazol oder Biotin.

Das Gleiche gilt für Haarwässer mit Alfatradiol (17-α-Estradiol). Der Wirkstoff ist in der Lage, ähnlich wie Finasterid das Enzym 5α-Reduktase und damit die Bildung von hoch wirksamem Dihydrotestosteron (DHT) zu hemmen. Deshalb wird es Männern mit erblich bedingtem Haarausfall empfohlen. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich aber nicht eindeutig belegt.

Oft werden Präparate mit Zink gegen Haarausfall eingenommen. Sie führen zwar nur selten zum Erfolg, haben aber zumindest keine Nebenwirkungen. Biotingilt als hilfreich bei Haarausfall, besonders auch bei kreisrundem Haarausfall, der oft von Nagelveränderungen begleitet wird. Denn Biotin ist (ebenso wie Zink) allgemein für gesunde Haare und Nägel wichtig. Die Wirksamkeit von Biotin gegen Haarausfall ist allerdings umstritten.

Der richtige Haarschnitt oder eine andere Frisur verdecken eventuell kahle Stellen oder dünner werdende Haarpartien. Lassen Sie sich von Ihrem Friseur beraten!

Auch Haarersatz kaschiert die betroffenen Stellen. Es gibt heute Perücken und Toupets aus Echt- und Kunsthaar in allen Formen und Farben, die sich vorübergehend oder dauerhaft befestigen lassen.

Mit manchem Haarersatz ist es sogar möglich, schwimmen zu gehen. Lassen Sie sich auf jeden Fall in einem Zweithaarstudio professionell beraten!

Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie sich an den Kosten für einen Haarersatz bei Haarausfall beteiligt.

Hausmittel

Für einige altbewährte Haarausfall-Mittel gibt es zwar keinen wissenschaftlichen Beleg, doch etliche positive Erfahrungsberichte. Aber nicht jedes Hausmittel ist auch für Haarausfall jeder Art geeignet. Bei einem diagnostizierten Haarausfall besprechen Sie deshalb besser auch die Anwendung von Hausmitteln mit Ihrem Arzt.

Haarwasser mit Brennnessel oder Birkenblättern

Die Brennnessel ist ein beliebtes Hausmittel gegen Haarausfall. Die Pflanze wird auch Haarnesselkraut genannt. Sie enthält natürliche Extrakte wie zum Beispiel Silikate und bestimmte Proteine und Fette.

Spezielles Brennnesselhaarwasser ist deshalb geeignet, um das Haarwachstum durch die verbesserte Durchblutung der Kopfhaut anzuregen und/oder von Schuppen zu befreien.

Das Haarwasser gibt es fertig zu kaufen. Sie können den Sud aber auch aus 200 Gramm frischen Brennnesseln mit einem Liter Wasser selbst herstellen. Lassen Sie die Brennnesseln eine halbe Stunde lang kochen und sieben Sie die Pflanzen anschließend ab.

Den abgekühlten Sud massieren Sie nach der Haarwäsche oder abends vor dem Schlafen sanft in die Kopfhaut ein. Die Wirkung ist wissenschaftlich allerdings nicht belegt.

Statt mit Brennnesseln können Sie auch Haarwasser mit Birkenblättern herstellen. Die Birke hat eine ähnliche Wirkung. Eine Anwendung bei Haarausfall und Schuppen ist deshalb möglich, aber ebenfalls nicht belegt.

Haarspülung mit Apfelessig

Als weiteres Hausmittel bei Haarausfall gilt eine Spülung mit Apfelessig. Wissenschaftliche Hinweise auf die Richtigkeit dieser Annahme gibt es allerdings nicht. Immerhin: Die Inhaltsstoffe des Essigs helfen bei gereizter, trockener und schuppender Kopfhaut. Die Behandlung mit Apfelessig sorgt außerdem für glänzendes und gesundes Haar.

Den Apfelessig wenden Sie am besten wie einen Conditioner an: Spülen Sie die Haare nach dem Waschen mit Apfelessig. Mischen Sie dazu einen Teelöffel Apfelessig mit einer Tasse Wasser und verrühren Sie die Mischung gründlich. Lassen Sie das Gemisch einige Minuten einwirken und spülen Sie es mit klarem Wasser gründlich aus.

Zwiebelsaft gegen kreisrunden Haarausfall

Zwiebelsaft ist eine Geheimwaffe im Kampf gegen Haarausfall. Eine Studie wies die Wirkung des Hausmittels bei kreisrundem Haarausfall und nährstoffbedingtem Haarausfall nach.

Um davon zu profitieren, ist eine zweimal tägliche Anwendung mit frischem Zwiebelsaft notwendig.Tupfen Sie den Saft auf die kahlen Stellen am Kopf.

Bei den Studienteilnehmern begannen die Haare nach ungefähr zwei Wochen zu sprießen. Nach sechs Wochen waren bei den meisten von ihnen neue Haare gewachsen. Dabei scheinen Männer etwas besser auf den Saft anzusprechen als Frauen.

Bockshornkleesamen

Die Samen des Bockshornklees gelten als wirksam gegen diffusen Haarausfall. Deshalb sind Bockshornkleesamen in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten.

Eine Studie mit 60 Teilnehmern hat ergeben, dass die regelmäßige Einnahme des Mittels über einen Zeitraum von einem halben Jahr das Haarwachstum und die Haardicke verbessert. Die Wirksamkeit der Mittel mit Bockshornkleesamen war deutlich besser als die der Placebogruppe. Wie genau die Inhaltsstoffe das Haarwachstum beeinflussen, ist noch nicht klar.

Aloe vera

Eine gesunde Kopfhaut ist wichtig für gesundes und schönes Haar. Deshalb gilt Aloe vera als Hausmittel bei diffusem Haarausfall. Die Bestandteile des Pflanzensaftes versorgen die Kopfhaut mit Feuchtigkeit und beruhigen die gereizte Kopfhaut. Davon profitieren auch die Haarwurzeln. Vor allem das enthaltene Beta-Sitosterin soll bei Haarausfall helfen.

Dazu tragen Sie den Pflanzensaft oder ein Gel mit Aloe vera direkt auf die Kopfhaut auf und lassen es bis zu drei Stunden lang einwirken. Danach gründlich mit klarem Wasser ausspülen. Bei regelmäßiger Anwendung soll das das Haarwachstum fördern. Ob die Aloe Vera tatsächlich Haare wieder sprießen lassen kann, ist bislang allerdings nicht belegt.

Kokosöl für die Kopfhaut

Ob Kokosöl die Haare wieder sprießen lässt, ist derzeit noch unklar. Kokosöl wird jedoch oft bei trockener Kopfhaut oder Schuppen angewendet.

Die Inhaltsstoffe spenden der Haut Feuchtigkeit und wirken sich wohl auch positiv auf die Bakterienzusammensetzung (Mikrobiom) aus. Massieren Sie dazu einen Teelöffel des Öls sanft in die Kopfhaut ein und wickeln Sie Ihre Haare in ein Handtuch. Nach etwa einer halben Stunde spülen Sie die Haare gründlich mit klarem Wasser aus.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:

Ingrid Müller

Autor:

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Author: Tuan Roob DDS

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